EU Strommarktreform

Beendet die Strommarktreform die Abhängigkeit von fossiler Energie?

Die EU hat im Oktober 2023 eine Reformierung des Strommarkt beschlossen.

(Dieser Text war ursprünglich im Artikel zur Merit Order zu finden. Ich habe mich jedoch entschieden zwei Artikel daraus zu machen, um die Lesezeit zu verkürzen.)

Die Rufe nach einer Reformierung des Strommarktes wurden speziell während der Energiekrise laut. Die Merit-Order wurde viel diskutiert und eine neue Lösung sollte her. Was sich ändern wird, schauen wir uns jetzt einmal an. Zur Funktionsweise der Merit-Order empfehle ich gerne meinen Artikel zu dem Thema: Merit-Order

In der Strommarktreform heißt es, dass trotz des hohen Anteils an Erneuerbaren, der Strompreis von den fossilen Brennstoffen abhängig ist. Mit dieser Reform soll die Abhängigkeit der fossilen Brennstoffe eingedämmt werden. Man spricht hier von einem „Puffer“ zwischen den Märkten und der Stromrechnung. Weitere Ziele sind mehr Stabilität für Unternehmen, verbesserter Verbraucherschutz und mehr Öko-Strom.

Die EU-Strommarktreform im Einzelnen

Verbesserter Verbraucherschutz soll gewährleistet werden durch:

  • Mehr Festpreisverträge mit festen Laufzeiten
  • Mehr Informationen zu den Vertragsabschlüssen
  • Flexible und dynamische Verträge, die kombiniert werden können.

 

Im Endeffekt sehe ich hier nichts neues. Mehr Festpreisverträge und feste Laufzeiten, heißt nichts anderes als Preise abzusichern, also hedging. Das Empfehle ich in all meinen Artikeln zu Beschaffungsmodellen. Ich denke, der Fokus der Branche lag sehr lange nur auf dem kurzfristigen Markt und dem Irrglauben, Arbitrage zwischen Termin- und Spotmärkten zu machen. Terminmarktpreise sind nichts anderes als der erwartete Spotmarkt zu einem Zeitpunkt in der Zukunft. Hier verweise ich gerne auf meinen Artikel zu Spotmarkt und Termingeschäften.

Ich begrüße jedoch sehr, dass diesen oben genannten Punkte nun mehr Beachtung geschenkt werden sollen.

Ein Grundversorger für Unternehmen?

Weiter liest man von mehr Versorgern letzter Instanz, damit kein Verbraucher ohne Strom bleibt. Zusätzlich sollen Regierungen die Endkundenpreise für Privathaushalte und KMU besser regulieren.

Für Privathaushalte ist das durch den Grundversorger sowieso gewährleistet. Allerdings gab es schon für Unternehmen Schwierigkeiten, einen Versorger zu finden während der Krise. Die Versorger hatten zum Teil selbst große Schwierigkeiten Strom zu beschaffen. Um weiterhin handlungsfähig zu sein und um die Versorgung ihrer Bestandskunden zu sichern, stellten diese die Angebote für Unternehmen vorübergehend ein.

Vom Verursacher zum Retter?

Ob die zusätzliche Regulierung von Preisen für Privathaushalten und KMU sinnvoll ist, bezweifele ich momentan noch. Denn immerhin hat uns die Regierung erst in diese Lage gebracht. Damit meine ich, dass man sich aus seitens der deutschen Regierung komplett auf Gaskraftwerke für die Energiewende mit nur einem Gaslieferanten verlassen hat. In dem Fall Russland. Kein Portfoliomanger und wohl auch keine Privatperson würde bei so einer wichtigen Sache nur auf einen einzigen Lieferanten setzten. Das gängige Sprichwort „nicht alle Eier in einen Korb zu legen“, hätte hier schon einiges bewirken können.

Contract for Difference (CfD) für Kraftwerke

Die EU Strommarkt Reform soll außerdem mehr Stabilität und besser Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten.

Mit langfristigen Strombezugsverträgen und sogenannten CfD´s soll das erreicht werden. CfD´s kennt man vielleicht aus den Werbungen diverser Broker in Deutschland. CfD bedeutet „Contract for Difference“. In Form von zweiseitigen Differenzverträgen (CfD) sollen Investitionen in neue Erzeugungsanlagen aus nicht fossilien Quellen getätigt werden. Dadurch soll ein Mindestrendite der Anlagen gesichert und hohe Kosten im Krisenfall verhindert werden.

Hier grafisch dargestellt, wie das funktionieren soll. Bei den Grünen Feldern erhält der Staat die Differenz von den Erzeugern und bei den Roten zahlt er die Differenz an die Versorger.

 

EU Strommarktreform

 

Und so soll das funktionieren lt. der EU-Strommarktreform:

Im Vorfeld werden Ausübungspreise zwischen Erzeuger und öffentlicher Hand vereinbart. Im Optionshandel würde man hier von Strike-Preisen sprechen. Steigt der Preis über den Ausübungspreis, so erhält die Überschüsse der Staat. Fällt der Preis unter den Ausübungspreis, so erhält der Erzeuger die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem Ausübungspreis. Den Erzeugern wird also eine Mindestrendite garantiert. Überschüsse sollen dabei unter anderem den Verbrauchern zugutekommen.

Ob sich der Staat damit einen gefallen tut? 

Im Optionshandel ist die erwartete Volatilität historisch höher als die tatsächliche Volatilität. Übertragen auf die Märkte bedeutet dies, dass die Angst vor einer weiteren Krise sehr groß ist. Diesmal wäre eine neue Krise jedoch kein unerwartetes Ereignis und man ist besser vorbereitet. Ich denke zwar, dass wir mittel- bis langfristig auf eine Energiekrise zusteuern, doch wird man besser vorbereitet sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es für den Staat sehr teuer kommen könnte. Es liegt wohl viel an den vereinbaren Ausübungspreisen, für wen das Geschäft am Ende profitabler ist.

Frankreich der große Gewinner?

Die Mehreinahmen die der Staat erhält dürfen, wie oben erwähnt, in Investitionen von nicht fossilen Erzeugungsanalagen fließen. Die EU hat neue Kernkraftwerke als förderwürdig anerkannt. Frankreich pochte darauf, dass die CfDs auch auf bestehende Anlagen angewendet werden dürfen. Unter bestimmten Bedingungen, wie Kapazitätserhöhungen und Laufzeitverlängerungen, wird das nun auch möglich sein. Frankreichs Kernkraftwerke sind seit langem modernisierungsbedürftig. Frankreich könnte nun seine über 50 Kernkraftwerke damit fördern, um den Strom im eigenen Land billiger und wettbewerbsfähiger zu machen.

Mehr Grüner Strom dank Strommarktreform

Die Integration von erneuerbaren Energien soll weiter erleichtert werden und mehr Transparenz bieten. Die Klimaziele der EU „Fit für 55“sehen vor, die Emissionen um 55 % bis 2030 zu senken. Ein sportliches Ziel, vor allem für Deutschland.

Die EU-Strommarktreform wird erst nächstes Jahr in Kraft treten und man darf gespannt sein, wie das Ganze in der Praxis aussehen wird und ob die gewünschten Effekte auch eintreten.

 

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