Wie Sie Ihren Energieeinkauf mit der Tranchenbeschaffung optimieren
Eine zu Ihrem Unternehmen passende Strategie für die Energiebeschaffung ist ein wichtiger Hebel, um Ihre Energiekosten zu optimieren. Denn ein falsch gewähltes Modell kann Sie viel Geld kosten.
In den letzten Jahren wurde der Einkauf von Strom oder Gas in Tranchen (Teilmengen) bei der Strom- und Gasbeschaffung immer beliebter. In diesem Artikel gehe ich auf die Tranchenbeschaffung mit ihren Vor- und Nachteilen näher ein.
Mittlerweise gibt es eine Vielzahl von verschieden Modellen und Strategien, aus denen Sie als Unternehmen wählen können. Verschiedene Informationen über weitere Beschaffungsmodelle wie Indexbeschaffung, Spotmarktbeschaffung, Portfoliomanagement und Stichtagsbeschaffung finden Sie in den jeweils verlinkten Artikeln.
Was ist eine Tranchenbeschaffung?
Eine Tranchenbeschaffung bezeichnet den gestaffelten Einkauf von Energie in Teilmengen (Tranchen) über einen festgelegten Lieferzeitraum mit Hilfe von Termingeschäften.
Dieses Modell setzt auf den sogenannten „cost-average-effect“: Durch den Kauf zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Preisen wird das Risiko eines ungünstigen Markttimings minimiert. Gleichzeitig soll über die Zeit hinweg ein günstigerer Durchschnittspreis erzielt werden.
Statt einer einmaligen Großbeschaffung zu einem festen Zeitpunkt, ermöglicht die Tranchenbeschaffung Unternehmen, flexibel auf Marktschwankungen zu reagieren und somit potenzielle Preisvorteile zu nutzen.
Mischformen, horizontale- und vertikale Tranchen
Zum Großteil werden sogenannte Jahresprodukte gekauft (Base & Peak) und somit nennt man diese Art des Einkaufs eine horizontale Tranche. (siehe Grafik)
Werden jedoch andere Produkte wie zum Beispiel Quartals- oder Monatsprodukte für das Lieferjahr eingekauft, spricht man auch von vertikalen Tranchen. (sieh Grafik)
Auch Mischformen von horizontalen- und vertikalen Tranchen sind möglich, sowie zusätzlich einen Spotmarktanteil. (siehe Spotmarktbeschaffung) Das heißt, es werden nicht alle Tranchen eingedeckt und die Restmengen am Kurzfristmarkt (Spotmarkt) gekauft. In diesem Fall trifft die Einkaufsphase im Spotmarkt zusammen mit dem Lieferzeitraum. Der tatsächliche Energiepreis wird dann erst im Nachhinein bekannt sein.
Die Anzahl der Tranchen und deren Größe (Menge) können oft variabel und je nach Marktphase angepasst werden. Somit ermittelt sich der endgütige Energiepreis aus einigen Einzelbeschaffungen zuzüglich der Servicegebühr des Energielieferanten.
Transparenz gibt die Preisformel
Bei der Energiepreiskalkulation wird mit einer im Vorfeld definierten Formel gearbeitet. Somit ist die Preisbildung für den Kunden sehr transparent. Das Unternehmen erhält den mengengewichteten Durchschnittspreis aus allen Beschaffungsvorgängen.
Diese Stückelung von Mengen und Preis soll das Marktpreisrisiko verringern und einen günstigeren Preis erzielen als eine Stichtagsbeschaffung. Im Idealfall erreicht man durch gutes Timing der Tranchen einen günstigeren Preis als der Marktdurchschnitt (Index). Die Tranchen können dabei automatisiert, in einem bestimmten Rhythmus nach einer bestimmten Logik oder manuell ausgelöst werden.
Ein lohnender Mehraufwand für das Unternehmen?
Auf den Energieversorger und Sie als Unternehmer kommen bei der Ausschreibung und bei der Vertragsgestaltung mehr Arbeit zu als bei einer reinen Stichtagsbeschaffung. Die Tranchenmodelle müssen ausgearbeitet und mit den Energielieferanten abgeklärt werden. Entweder entwickelt das Unternehmen die Strategie selbst oder gemeinsam mit einem darauf spezialisierten Berater oder dem Energieversorger.
Nicht jeder Energielieferant ist in der Lage oder gewillt, jedes Tranchenmodell abzubilden. In der Regel gilt, je komplizierter das Tranchen Modell, um so weniger Energielieferanten werden bei der Ausschreibung Ihres Unternehmens teilnehmen. Eine genaue Vorgehensweise ist hier wichtig sowie eine gute Zusammenarbeit zwischen Beratern, Unternehmen und Versorger.
Ohne Plan geht es nicht
Wichtig bei allen Strategien ist wie so oft, einen klaren Plan zu haben. Jeder seriöse Trader (Händler) beginnt seinen Tag mit einem Handelsplan. Er notiert sich Level, an welchen er aktiv werden will oder muss und spielt verschiede Szenarien durch, die eintreten könnten. Dabei hat er immer sein Risiko im Blick. Genau so sollte bei der strukturierten Beschaffung mit Tranchen immer mit Zielpreisen und Preisgrenzen (Limits & Stops) gearbeitet werden.
Mindestens genauso wichtig ist es zu verstehen, warum man welche Strategie einsetzt und welche Chancen und Risiken sie mit sich bringen. Oft wissen Kunden gar nicht, ob sie jetzt long oder short sind. Es kommt immer wieder vor, dass sich Unternehmen für ein Tranchenmodell entscheiden, aber keine weitere Strategie für die Auslösung der Tranchen erarbeiten. Das führt häufig dazu, dass die Tranchenauslösungen aufgeschoben oder sogar vergessen werden.
Ich habe es als Portfoliomanager bei einem Energieversorger oft erlebt, dass kurz vor Lieferbeginn noch alle verbleibenden Tranchen auf einmal ausgelöst werden mussten. Somit waren die Firmen wieder dem Marktpreisrisiko ausgesetzt.
Eine Tranchenbeschaffung sollte mindestens ein halbes Jahr vor Lieferbeginn starten
Es ist sinnlos, am 01.11.23 mit 5 Tranchen für das Jahr 2024 anzufangen. Hier kann man gleich eine Stichtagsbeschaffung wählen, da der Zeitraum der Einkaufsphase viel zu kurz ist. Je länger die Einkaufsphase vor dem Lieferbeginn liegt, umso diversifizierter der spätere Preis.
Der Erfolg dieser Strategie hängt vom Risikomanagement und dem Zeitpunkt des Einkaufs der Tranchen ab.
Everybodys Darling
Tranchenverträge sind in der Regel die geeignetsten und beliebtesten Arten der Strombeschaffung. Sie reduzieren das Marktpreisrisiko und bieten die Möglichkeit, von Preisrückgängen an den Märkten zu partizipieren.
Vorteile der Tranchenbeschaffung
- Es werden nicht alle Eier in einen Korb gelegt. Da der Einkauf einer einzelnen Tranche nicht so ins Gewicht fällt, wie bei der Stichtagsbeschaffung, ist es auch leichter, Handelsentscheidungen zu treffen.
- Flexibilität, da Ihr Unternehmen die Einkaufsstrategie auf die Geschäftsgegebenheiten anpassen kann. Wenn sich der Energieverbrauch ändert, kann das Unternehmen reagieren, indem es mehr oder weniger einkauft. Ein Beispiel dafür wäre ein Wechsel der Schichtarten, die Installation eines Blockheizkraftwerks oder einer PV-Anlage etc.
- Marktchancen werden genutzt. Abwärtspreisphasen werden mitgenommen und durch gutes Timing können attraktive Zeitpunkte für den Einkauf ermittelt werden. Somit entsteht Einsparpotential.
Nachteile der Tranchenbeschaffung
- Komplexität bei der Vertragsgestaltung sowie bei der Ausführung. Es erfordert Marktkenntnisse, um Tranchenmodelle zu verstehen und Tranchen zu geeigneten Zeiten auszulösen.
- Geringe Planbarkeit. Das Unternehmen kennt den endgültigen Energiepreis bis zur letzten Tranche nicht. Das Risiko der steigenden Märkte ab der ersten Tranchen-Auslösung besteht.
- Mangelndes Risikomanagement. Bei Tranchen werden meistens die gleichen psychologischen Fehler gemacht, die private Anleger begehen.
- Fehlende Strategie. Tranchenmodelle ohne „Tranchenplan“ wann und wieviel gekauft wird, können riskant sein.
- Fachwissen & Verwaltungsaufwand. Tranchen müssen überwacht und kontrolliert werden. Es müssen die Zeitpunkte für Tranchen im Vorfeld entweder definiert oder durch Marktbeobachtungen Gelegenheiten gefunden werden.
Haben Sie schon eine optimal zu Ihrem Unternehmen passende Beschaffungsstrategie gefunden, um Ihre Energiekosten zu minimieren?
Ich unterstütze Sie gerne dabei, Ihren Energieeinkauf zu optimieren. Sie können sich auf meine Erfahrung aus über 23 Jahren bei einem Energieversorger verlassen, um ein für Sie passendes Modell zu finden.
Hierbei finde ich nicht nur eine perfekte Beschaffungsstrategie, sondern begleite Sie auch weiterhin, um Sie während der einzelnen Prozesse nicht im Regen stehenzulassen.
Hier können Sie gerne ein kostenloses Strategiegespräch vereinbaren.
Ich freue mich darauf, Sie und Ihr Unternehmen kennenzulernen.