Petrodollar

Ist der Petrodollar am Ende?

Der „Petrodollar“ am Ende?

Derzeit gab es einige Videos in Social-Media und Artikel in den Medien, die besagen, dass ein 50-jähriges Abkommen zwischen Saudi-Arabien und den USA am 09.06.2024 ausläuft.

1974 soll es zwischen dem weißen Haus mit Präsident Nixon und Saudi-Arabien mit Prinz Fahd bin Abdulaziz Al Saud zu einem Abkommen gekommen sein.

In diesem Abkommen soll es darum gegangen sein, dass die Saudis ihr Öl in keiner anderen Währung als den US-Dollar verkaufen sollen. Als Gegenleistung gibt es unter anderem militärische Hilfen und diverse Garantien.

Ich kenne diese Themen aus zahlreichen Büchern, wie die von William Engdahl, Dr. Daniele Ganser und anderen. Ich war auch lang der Meinung, dass dies so stimmt.

Meine Meinung hat sich mit zunehmendem Verständnis der Finanzmärkte nach und nach geändert.

Nun kam dieses Thema wieder verstärkt auf, da es YouTuber vor allem aus der Krypto- und Goldszene aufgriffen haben. Beide Lager hoffen darauf, dass der Dollar seine Bedeutung verliert und dadurch mehr Geld in Krypto und Gold fließt. Mit Angst lässt sich nun mal viel Geld verdienen und Klicks generieren.

Diverse Zeitungen nehmen dieses Thema auch auf und zeigen als angeblichen Beweis zwei Dokumente. Diese Dokumente sind keine offiziellen Dokumente, sondern nur Notizen und Protokolle, in denen nichts anderes drinsteht, als dass die Zusammenarbeit gelobt wird und andere Eckpunkte. Viele behaupten, es gäbe ein geheimes Abkommen etc. und vermuten eine Art Verschwörung.

Dass der US-Dollar untergeht und die USA am Ende sind, lese und höre ich jetzt schon seit vielen Jahren. Ja, ich bin mir sicher es wird so kommen, nur nicht so schnell, wie viele denken.

Sehen wir uns nun mal den historischen Kontext an und warum dieses „Abkommen“ zur damaligen Zeit keinen Sinn ergibt, aber abgewandelt jedoch so verstanden werden könnte.

 


 

Bretton-Woods und die Weltleitwährung

Im Juli 1944 trafen sich Vertreter von 44 Ländern in Bretton-Woods, New Hampshire, USA, um ein neues internationales Währungssystem zu entwerfen. Das Ziel war, wirtschaftliche Stabilität nach dem zweiten Weltkrieg zu gewährleisten und Handelsbarrieren abzubauen. Aus diesem Abkommen entstand auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank.

Wer auf einer Suche nach einer großartigen Geschichte ist, sollte sich auf jeden Fall die Rollen zwischen Harry Dexter White und John Maynard Keynes Vorschlag des „Bancor“ bei Bretton Woods genauer ansehen. Diese „Verschwörung“ ergibt mehr Sinn als Öl für Dollar in den 70gern.

Bei Bretton-Woods wurde ein fester Wechselkurs des US-Dollars an Gold etabliert.

1 Unze Gold wurde auf 35 US-Dollar festgesetzt. Staaten und Länder konnten US-Dollar in den USA direkt gegen Gold eintauschen. Der US-Dollar wurde zur Weltleitwährung und vor allem für den internationalen Handel enorm wichtig.

 


 

Das „Triffin-Dilemma“

Eine internationale Reservewährung, wie der US-Dollar nach dem Zweiten Weltkrieg, muss in großen Mengen verfügbar sein, was Handelsdefizite im ausgebenden Land (USA) erfordert, um die globale Nachfrage zu decken.

Kurzfristig profitiert das Land von der hohen Nachfrage nach ihrer Währung, was den Handel erleichtert und Defizite finanziert.

Langfristig führen kontinuierliche Handelsdefizite zu Verschuldung und ein Vertrauensverlust in die Währung. Ein Dilemma

Dies untergräbt die Stabilität der Währung und der internationalen Finanzmärkte.

 


 

Nixon, der Gold-Shock und der Petrodollar

Die USA hatten in den großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den 60ern und befanden sich im Vietnamkrieg. Die Goldreserven der USA schmolzen erheblich, als allen voran Frankreich unter Charles de Gaulle den Eintausch von Dollar gegen Gold forderte. Andere Länder wie Deutschland forderten ebenfalls Gold gegen Dollar.

Einige der berühmten deutschen Goldreserven stammen aus Handelsbilanzüberschüssen aus dieser Zeit.

Unter dem Druck der hohen Ausgaben der USA und dem Mangel an Vertrauen, hatte Nixon 1971 die Kopplung von US-Dollar zu Gold „vorübergehend“ aufgehoben und somit das Bretton-Woods-Abkommen von 1944 beendet.

YoutTube Video: Nixon kündigt das Ende des Goldstandards an

Somit macht es Sinn, zu denken, die USA würden sich nach etwas umsehen, um ihre Währung statt durch Gold zum Beispiel durch Öl zu decken. Der sogenannte Petrodollar.

Der Gedanke: wenn alle Länder Dollar brauchen, um Öl zu kaufen, dann steigt die Nachfrage nach Dollar und es erhöht sich der Wert des Dollars.

 


 

Die Geburt des Petrodollars.

1971 Ende Bretton-Woods und 1974 das angebliche Abkommen der Bepreisung von Öl ausschließlich in USD. Warum die USA so ein Abkommen nicht brauchten, möchte ich jetzt aufzeigen.

Saudi Aramco ist das größte Erdölunternehmen der Welt mit Sitz in Saudi-Arabien.

Zum Zeitpunkt des „Abkommen“ galten folgen Gegebenheiten:

  • 1974 war Saudi Aramco bzw. American Arabian Oil Company zu 75 % im Besitz der USA (heute Chevron & Exxon) und zu 25 % im Besitz von Saudi-Arabien. Bis 1973 waren noch 100 % im Besitz der USA.

  • 1974 war die USA mit Abstand größter Öl Produzent und Exporteur und Öl war bereits weltweit in Dollar bepreist.

Warum ein Abkommen über die Verwendung des Dollars machen, wenn die USA das Öl sowieso selbst verkauft?

Erst 1980 wurde Aramco komplett von Saudi-Arabien übernommen. An die Saudis wurden bis zu vollständigem Verkauf Konzessionen, Lizenzen, Steuern und Gewinnbeteiligungen gezahlt.

Die Bezahlung an Saudi-Arabien aus den Verkäufen von Öl durch die USA waren also US-Dollar. Wenn also ein Abkommen über Öl nur in US-Dollar, dann hätte es ab 1980 Sinn gemacht, als Aramco 100 % verstaatlicht wurde.

 


 

Wertverlust des Dollar nach Bretton-Woods machte den Scheichs sorgen

Als die Dollar Kopplung an Gold Geschichte war, wertete der US-Dollar massiv ab und andere Währungen auf. Das heißt, viele Länder bekamen nun mehr Öl für weniger Geld, was die Einnahmen für die OPEC-Staaten weniger lukrativ machten.

Das hat den anderen ölexportierenden Ländern nicht gefallen und diese waren besorgt um ihre Einnahmen.

Es gab einige Studien, ob nicht andere Währungen in Frage kämen, wie zum Beispiel das britische Pfund, die deutsche Mark oder einen Währungskorb wie der SDR vom IWF. (SDR = Special Drawing Rights, ein Währungskorb des IWF).

Allerdings hat das den USA Kopfzerbrechen bereiten müssen, da der IWF durch die USA kontrolliert wird und die größte Gewichtung im SDR ist sowieso der US-Dollar hat.

Andere Währungen erfüllten folgende enorm wichtige Punkte nicht:

  • Massive Liquidität
  • Währungsstabilität
  • Globale Akzeptanz und Vertrauen

 

Alle drei Punkte sind essenziell, um eine Alternative zum Dollar zu finden. Hätten sich die OPEC und andere ölexportierende Länder auf einen Währungskorb geeinigt, hätten sie folgende Probleme:

  • Alle müssten zustimmen
  • Es müsste zentral abgerechnet und gemanagt werden
  • Der Dollar hätte weiterhin einen großen Klumpen bei den Währungen in sich

 


 

TINA, “There Is No Alternative” zum US-Dollar.

Wenn die ölfördernden Staaten eh keine andere Wahl hatten, als den US-Dollar als Währung für die Abwicklung der Ölgeschäfte zu nehmen, warum sollte die USA dann ein isoliertes Abkommen mit Saudi-Arabien schließen?

Also ließ man das Öl lieber im Boden. Denn jeder Dollar, der über Staatsausgaben und Investitionen hinausgeht, ist im Boden besser als Wertspeicher gegenüber des inflationierenden US-Dollar aufgehoben. Das führte im Übrigen mitunter zu der Ölkrise von 1974.

 


 

Warum nicht einfach zum Schah vom Iran gehen?

1974 regierte im Iran der Schah Mohammad Reza Pahlavi. In Deutschland besonders bekannt durch die Studenten-Demonstrationen 1967 in Berlin gegen den Schah, der auf Staatsbesuch in West-Berlin war. Tragisch war, dass während der Demos der Student Benno Ohnesorg von der Polizei erschossen wurde.

Mohammend Reza Pahlavi war zu dieser Zeit ein guter Freund des Westens und der USA. Der Iran förderte zu dem Zeitpunkt ca. 6 Millionen Barrel Öl pro Tag, nur etwas weniger als Saudi-Arabien.

Die USA hätten es sich auch leichter machen können und statt nach Saudi-Arabien direkt zum Schah gehen und mit ihm ein Dollar-Abkommen machen.

Wie bereits gesagt, gehörte Aramco zu der Zeit sowieso den USA.

Es macht also bisher keinen Sinn aus US-Sicht irgendjemand überreden zu müssen, den US-Dollar als Währung zur Abrechnung von Ölgeschäften zu nehmen, da es standardmäßig so war.

 


 

Was wurde 1974 nun wirklich beschlossen?

Um Saudi-Arabien dazu zu bewegen, wieder mehr Öl zu fördern, wurden 6 verschiede Komitees gegründet. Es ging unter anderem um die saudische Wirtschaft, Gesundheitswesen, Militär, Bildung, Technologie Transfer etc.

Als Versprechen für mehr Förderung wurden im Gegenzug der Kauf von US-Anleihen angeboten. Diese haben den Vorteil einer garantierten Verzinsung, einer massiven Liquidität und sie sind frei von Pfändung.

Früher war es öfter vorgekommen, dass Kapitalvermögen eingefroren wurden, deswegen versuchte man Geld auch schnell auszugeben bzw. zu investieren.

Ja, das ist natürlich gut für die USA, da die Nachfrage nach US-Staatsanleihen steigt, aber es hat nichts mit der „Pflicht“ der Bepreisung von Öl in der US-Dollar zu tun.

China war z. B. lange Jahre der größte Inhaber von US-Staatsanleihen.

Egal welche Währung man nimmt, alles wir am US-Dollar gemessen. Ob an der Börse in Shanghai (INE) in Yuan oder sonst wo – Preise für Öl sind in etwa gleich, wenn man sie in US-Dollar umrechnet.

 


 

Was wenn die Saudis den Dollar fallen lassen?

Aber nehmen wir an, Saudi-Arabien will jetzt Öl nicht mehr in Dollar verkaufen, sondern in anderen Währungen. Sie würden jetzt sprichwörtlich den Dollar fallen lassen wollen.

Was viele übersehen, der Saudi-Riyal ist durch einen festen Wechselkurs an den US-Dollar seit 1986 gekoppelt: 1 US-Dollar = 3,75 Saudi-Riyal

 

Eigentor für Saudi-Arabien

Denn die Saudis würden damit ihre eigene Währung abwerten. Sollten sie die Kopplung an den US-Dollar aufgeben wollen, müsste Saudi-Arabiens Wirtschaft unabhängig von Öl sein. Dieses Szenario ist trotz zahlreicher Bemühungen der Saudis noch weit entfernt.

 


 

Was ist mit den BRICS oder Europa?

Eine Währung der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China Südafrika) oder andere Währungsräume halte ich ebenfalls für ausgeschlossen.

Da muss man nur ein Blick nach Europa werfen, welches im Vergleich zu anderen Staatengruppen sehr homogen ist. Was erst eine Währung mit Brasilien, Indien, Südafrika etc.

Bei aller berechtigten Kritik an den USA, ich lege mein Geld lieber in US-Staatsanleihen an, anstatt in Anleihen von BRICS Länder oder im Euroraum. Man sieht derzeit, was mit französischen Anleihen passiert. Nach der Europawahl fallen diese massiv.

 


 

„Saddam Hussein wollte Öl nicht mehr in Dollar verkaufen und deswegen wurde der Irak 2003 angegriffen.“

 

So lautet ein weiteres Argument, dass ebenfalls keinen Sinn macht.

Von 1996 – 2003 lief die UN-Resolution 986 „Oil-for-Food“-Programm im Irak.

Diese wurde eingerichtet, um die Auswirkungen der internationalen Sanktionen gegen den Irak nach dem Golfkrieg 1990-1991 zu mildern.

Das Ziel war es, dem Irak zu erlauben, eine begrenzte Menge Öl zu exportieren, um mit den Einnahmen dringend benötigte humanitäre Güter zu kaufen, während gleichzeitig die Sanktionen gegen den Export anderer Güter beibehalten wurden.

Der Irak durfte im Rahmen des Programms Öl verkaufen, wobei die Einnahmen auf ein Treuhandkonto der UN flossen. Diese Mittel durften ausschließlich für den Kauf von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen humanitären Gütern verwendet werden.

Dieses Konto war von den USA verwaltet und jede Transaktion lief über die USA. Also auch hier kein Grund der USA den Irak wegen dieser Aussagen anzugreifen. Sie kontrollierten über die UN den Kapitalverkehr.

Andere Währungen wie zum Beispiel der chinesische Yuan waren damals ebenfalls an den US-Dollar gebunden. Auch hier wieder – es ergibt keinen Sinn.

Auch wenn ich mir sich bin, dass „Yellow-Cake“, Massenvernichtungswaffen und irgendwelche Aluminium-Rohre nicht der wahre Grund für den Angriff der USA auf den Irak 2003 waren.

 


 

Liquidität und Vertrauen ist das wichtigste bei einer Währung.

Der US-Dollar ist hoch liquide und genießt immer noch ein höheres Vertrauen als andere Währungen. Die USA sind immer noch die weltgrößte Wirtschaft und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.

Meiner Meinung nach haben wir keine Alternative, denn der US-Dollar ist von allen die beste Währung. Klar gibt es Währungen wie den Schweizer Franken oder die Norwegische Krone, aber diese weisen nicht die Liquidität auf und diese Länder könnten die benötigte Geldmenge auch nicht bereitstellen (siehe Triffin-Dilemma).

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