EPEX

EPEX-Spot: massive Preisverwerfungen am Strommarkt

Ein massiver Fehler führt zu extremen Preisunterschieden am Day-Ahead-Markt

Am Dienstag den 25.06.2024, kam es zu erheblichen Preisunterschieden bei den europäischen Day-Ahead-Strommärkten aufgrund eines Ausfalls der Kopplung der

europäischen Day-Ahead-Märkte. Das führte zu getrennten Auktionen bei der Epex Spot und den SDAC-Ergebnissen.

Was ist die EPEX-Spot?

Epex-Spot ist eine europäische Strombörse, an der kurzfristige Stromhandelsgeschäfte abgewickelt werden. Sie ermöglicht den Handel von Strom für den nächsten Tag (Day-Ahead) und den aktuellen Tag (Intraday). Die Börse stellt sicher, dass Angebot und Nachfrage in den beteiligten Ländern ausgeglichen werden.

SDAC steht für “Single Day-Ahead Coupling” und ist ein europäisches System zur Koppelung der Day-Ahead-Strommärkte.

Das europäische Verbundnetz

Der europäische Strommarkt ist durch das Verbundnetzwerk ENTSO-E (European Network of Transmission System Operators for Electricity) miteinander verbunden. Diese Verbindung ermöglicht den Handel und Austausch von Strom zwischen den Mitgliedsländern, was die Versorgungssicherheit erhöht.

Daher kommt der (nicht ganz so korrekte) bekannte Spruch:

„Wir verkaufen billigen grünen Strom ins Ausland und teuren kaufen Atomstrom zurück“.

Es stimmt zwar, dass der Verkauf zu niedrigeren Preisen passiert, als der Kauf, allerdings wird nicht nur Atomstrom gekauft.

Stromausfälle auf dem Balkan

Das Verbundnetz machte erst Schlagzeilen, da es am 21. Juni auf dem

Balkan zu einem großflächigen Stromausfall kam. Dieser betraf die Länder Montenegro, Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie Albanien.
Die Ursache war eine Kombination aus hoher Stromnachfrage aufgrund extremer Hitze und möglicher Überlastung des Stromnetzes durch überregionalen Handel.

Der Stromausfall führte zu weitreichenden Störungen in der Infrastruktur, einschließlich Ausfällen von Wasserversorgung, Verkehrsmitteln und Kommunikationssystemen.

Preisunterschied von Deutschland zu Frankreich: 489,08 €

Der deutsche Day-Ahead-Tages-Preis erreichte bei der EPEX einen Wert von 492,04 EUR/MWh, den höchsten seit September 2022, während der Preis in Frankreich bei nur 2,96 EUR/MWh lag.

Quelle: www.epexspot.com

Das zeigt deutlich auf, wie Deutschland ohne die Marktkopplung dastehen würde.

Schaut man sich die einzelnen Stunden des Tages an, so wird die Situation noch extremer: Preise von 0,002 ct/kWh bis 2,32 € pro kWh

 

Quelle: www.epexspot.com

Der Knackpunkt der Energiewende sind: fehlende Speicher und der langsame Netzausbau.

Die „Duck-Curve“

Die hohen Preise sind genau in den Zeiten, in den Deutschland Strom importieren muss.

Diese sogenannte „Duck Curve“ stellt die Netzbetreiber vor die Herausforderung, flexible Stromerzeugungsquellen zu finden, die schnell hoch- und heruntergefahren werden können, um die Schwankungen in der Nachfrage zu bewältigen.

Um die Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen, sind Energiespeicherlösungen wie Batterien erforderlich, die überschüssigen Strom während der Spitzenproduktion speichern und bei Bedarf wieder abgeben können.

Die Dimension an Speichermöglichkeit ist bisher noch nicht vorhanden, um diese Rampen ausgleichen zu können.

Storm Verbrauch und Erzeugung müssen zu jeder Sekunde im Gleichgewicht sein.

Die starken Schwankungen in der Netzlast können die Stabilität des Stromnetzes gefährden, wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, um das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage aufrechtzuerhalten.

Gründe und Auswirkungen

Die Ursachen für die Entkopplung sind noch unklar, aber es wird eine vollständige Untersuchung erwartet. Die EPEX-Spot hat 24 Stunden Zeit, das Problem zu identifizieren und zu beheben.

Das Fehlen von Importmöglichkeiten hat die Preise getrieben. Insbesondere waren die deutschen Preise aufgrund fehlender Importmengen extrem hoch, während die französischen Preise sehr niedrig waren.

Dieser Vorfall zeigt die Anfälligkeit der Marktmechanismen für technische Probleme und deren Auswirkungen auf die Preisbildung in verschiedenen Regionen Europas.

Vorsicht bei flexiblen Tarifen

Ich sage es immer wieder: aufpassen bei flexiblen Tarifen. Diese sind meiste an den EPEX-Spot als Referenzpreis gebunden und machen nur Sinn, wenn man flexible Abnehmer und Speicher hat.

Für Privat- und Industriekunden mit flexiblen Tarifen, könnte der Bezug von Strom in den heutigen Morgen- und Abendstunden sehr teuer werden.

Verfügt man über ausreichend Speichermöglichkeiten oder Flexibilität, hat man vermutlich Glück gehabt.

Hat man Verträge, die den Tages-Spot-Preis als Referenz verwenden, kostet der heutige Tag knapp 50 Cent (netto) die Kilowattstunde. Und das an einem sonnenreichen Sommertag.

Wer mehr über flexible Tarife und Spotmarktverträge wissen will, kann gerne meinen Blogartikel lesen: Spotmarktbeschaffung

Ich bin sehr gespannt, was die Ursache für den Fehler sein wird und was die Konsequenzen sein werden.

 

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