Nach dem technischen Fehler an der EPEX-Spot vom 25.06.24 werden Vorwürfe von Insiderhandel laut.
Manipulation am Strommarkt?
Die EPEX wird die Preise vom Mittwoch als Referenz für Finanzkontrakte zu nutzen, trotz ihrer Volatilität und Entkopplung von der europäischen Marktberechnungsgrundlage.
Auswirkungen der Entkopplung
- Der Day-Ahead-Preis in Deutschland erreichte 492,04 EUR/MWh, während er in Frankreich bei nur 2,96 EUR/MWh lag. In der Spitze stiegen die Preise auf über 2000 € pro MWh in Deutschland.
- Diese extremen Preisunterschiede führten zu erheblichen finanziellen Belastungen für Händler, besonders für kleinere deutsche Händler, die während der Spitzenzeiten Strom kaufen mussten.
- Schätzungen zufolge könnten die Gewinne und Verluste je nach Marktposition und Absicherungsquote zwischen 10 und 100 Millionen Euro liegen.
Stahlwerk in Not
Ohne die genauen Hintergründe und die Beschaffungsstrategie zu kennen, wundert es mich doch, dass ein einzelner “Ausreißer”-Tag den Unternehmenserfolg so stark gefährdet. Spätestens seit 2022 hätte ein derartiges Preisszenario in die Beschaffungs- und Hedgingstrategie einbezogen werden müssen. Je höher der Spotanteil, um so mehr geht man „short“ auf Volatilität & Preise. Das hat je nach Strategie alles seine Berechtigung, allerdings darf man das RoR (Risk of Ruin) nicht vernachlässigen. Jeder Kunde von mir bekommt ein ausführliches Briefing über alle Handelsstrategien (ob er will oder nicht) und muss mir das auch unterschreiben, dass er alle Chancen & Risiken verstanden hat.
Kunden mit flexiblen Tarifen und kleinere deutsche Stromhändler waren besonders betroffen von den hohen Preisen. Diese Preise gab es zuletzt bei dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Kleinere Händler dürften in Summe auf Millionenschäden sitzen.
Missbrauch von Insiderinformationen im Regelenergiemarkt:
Was ist Regelenergie?
Es gibt drei Stufen der Regelenergie:
- 1. Primärregelenergie: Diese wird innerhalb von Sekunden (maximal 30 Sekunden) aktiviert, um das Netz schnell zu stabilisieren.
- 2. Sekundärregelenergie: Diese muss innerhalb von 5 Minuten in voller Leistung zur Verfügung stehen, um die Primärregelung zu unterstützen und die Frequenz weiter zu stabilisieren.
- 3. Minutenreserve (Tertiärregelenergie): Diese löst die Sekundärregelenergie ab und muss mindestens für 15 Minuten in voller Leistung verfügbar sein, um langfristigere Schwankungen auszugleichen.
Diese Maßnahmen sind notwendig, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen und Netzinstabilitäten oder Ausfälle zu vermeiden.
Studie stellt Verdacht auf Manipulation auf:
Positive SRL-Abrufe führen systematisch zu Preisanstiegen, während negative SRL-Abrufe zu Preisrückgängen führen.
Diese Korrelationen deuten darauf hin, dass Marktteilnehmer diese Insiderinformationen nutzen, um Handelsentscheidungen zu ihrem Vorteil zu treffen. Sogenanntes „Front-Running“
Funktionsweise Insiderhandel:
Positive Sekundärregelleistung (SRL): Aktivierung bei Unterdeckung im Stromnetz)
- Signalisiert eine bevorstehende Stromknappheit -> Unternehmen wissen, dass die Preise steigen werden -> Kauf von Strom bevor die Preise steigen und Verkauf zu hohen Preisen.
Negative SRL: (Aktivierung bei Überdeckung im Stromnetz.)
- Signalisiert einen bevorstehenden Stromüberschuss -> Unternehmen wissen, dass die Preise sinken werden -> Verkauf von Strom bevor die Preise sinken.
Diese Unternehmen, die diese Signale frühzeitig erhalten, haben einen zeitlichen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern (bis zu 30 Minuten Vorsprung).
Schaden den am Ende die Kunden tragen
Der Schaden bei den Regelenergiekosten wird auf 50 – 100 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Trotz mehrfacher Beschwerden hat die Bundesnetzagentur bisher keine Verstöße festgestellt. Es besteht jedoch ein dringender Bedarf an erhöhter Markttransparenz und strengeren Regulierungen, um die Integrität des Marktes zu gewährleisten. Einige Unternehmen haben begonnen, solche Informationen in Echtzeit zu veröffentlichen, um Insiderhandel zu vermeiden. Andere fordern eine Echtzeitveröffentlichung der Signale durch Netzbetreiber.
Hoffnung auf stärkere Kontrollen am Strommarkt
Wie immer an der Börse sind Informationen alles. Hat man eine Quelle oder frühzeitige Informationen über Ereignisse in der Zukunft die andere nicht haben, kann man diesen zur finanziell nutzen.
In der Energiewirtschaft gibt es zahlreiche Regelungen und Vorschriften für alles mögliche. Kenner der Branche wissen wovon ich spreche. Ich kann es deshalb nicht nachvollziehen, warum es in einem so einem wichtigen Markt, keine härteren Vorschriften oder Untersuchungen gibt.
Ich hoffe der Strommarkt bekommt eine strengere Aufsicht und eine Art „SEC“ (Securities and Exchange Commission). Das ist die Börsenaufsicht der USA die unter anderen, Fälle von Insiderhandel untersuchen, für die es in den USA sehr harte Strafen gibt.
Arbitragemöglichkeiten führen zu gewinnen: